About the image of the Graz Grammar Picó in 2023 / Zur Bildgestaltung des Graz Grammar Picós im Jahr 2023
“Non-violence does not mean doing nothing. It means making the enormous effort required to overcome evil with good. Non-violence does not rely on strong muscles and devilish armaments; it relies on moral courage, self-control and the knowledge, unswervingly acted upon, that there is in every human being, however brutal, however personally hostile, a fund of kindness, a love of justice, a respect for goodness and truth which can be reached by anyone who uses the right means.” (Aldous Huxley, 1937, in “An Encyclopedia of Pacifism”)
In der ersten Version des Bildes, gestaltet von Roman Klug als digitaler Druck mit handgemalten Beifügungen, entsprang die Darstellung des ikonographischen Triptychons einem Traum. Roman Klug fantasierte darin eine ungarischen Superheldin zu Pferd, die mit Discokugel und Protestschild in Händen für die liberale Demokratie und die Menschenrechte kämpfte.
Diese bildnerische, namengebende Gestaltung des Graz Grammar Picó Sound Systems wurde von der jungen Künstlerin Sarah Kulmer aufgegriffen und neu interpretiert. Inspiriert von Delacroix‘ „Die Freiheit führt das Volk“ hat sie das Klug‘sche Bild übermalt. Sie brachte ihrem Bedürfnis entsprechend Ruhe und Klarheit ins Bild. So überdeckt etwa der Nachthimmel nun Teile des Schriftzuges sowie die ehemals bunte Szenerie. Zur Verortung wurde der Grazer Uhrturm im linken Teil des Triptychons eingefügt. Die Uhr schlägt Mitternacht – ein Moment des Wandels von einem Tag auf den anderen.
Die Frau im mittleren Teil sitzt nun auf einem wilden, aber gutmütigen Drachen und hält eine Weltkugel und eine weiße Fahne in der Hand. Das Gesicht scheint „verpixelt“ und lässt damit Raum für Identifikation mit der Frau – wenn auch die rötliche Haarfarbe auf eine Gemeinsamkeit mit der Künstlerin verweist. Bloßfüßig und bauchfrei, mit der Friedensfahne in der Hand, die ein abgenommenes Kopftuch sein könnte, möchte Sarah Kulmer zu entschlossenem Eintreten für Freiheit motivieren. Die Körperhaltung vermittelt einen Aufruf zum Widerstand gegen ungerechte Einschränkungen, die es leider nach wie vor gibt (mensch denke z.B. an die Situation der Frauen im Iran oder in Afghanistan). Der fliegende Drache mit seinem geschlängelten Körper und dem Geweih soll im Sinne der asiatischen Auffassung für ein weises Wesen stehen, das sich von umsichtigen Menschen als Begleiter:in finden lässt und seine Fähigkeiten zum Wohl des größeren Ganzen einsetzt.
Der Vollmond und die Sterne erinnern an die Weite des Universums und die Stille der Nacht, während das Herz der gemalten Botschafterin wohl im Rhythmus der (Welt-)Musik schlägt …
Text: Sarah Kulmer / Bilder: © Carolin Bohn, ©rok